Die Geschichte des Pinneberger Rosengartens (Fortsetzung)
Eine gartenhistorische Betrachtung von Joachim Malecki
Der Rosengarten im Sommer 1938
Als nach den Folgen des Ersten Weltkrieges der lukrative Schnittrosenmarkt mit dem
zaristischen Russland zusammenbrach (bis zu 60.000 Blüten täglich per
Bahnexpress nach St. Petersburg), setzten die Holsteiner Rosenzüchter und
Rosenanbauer auf den vermehrten Absatz von Polyantha-, Floribunda- und
Edelrosen. Kunden waren nun die bürgerliche Mittelschicht, die
Schrebergartennutzer und die Kommunen mit ihren öffentlichen Parks und
Grünanlagen.
Trotz Inflation und schwieriger politischer Lage florierte der Absatz von
Rosenpflanzen ins In- und Ausland in den 20er Jahren gut. Die Holsteiner
Rosenzüchter und Rosenanbauer suchten trotzdem nach neuen Wegen, den Absatz
ihres Produktes zu erhöhen. Werbeplattformen, wie sie heute selbstverständlich
sind, gab es noch nicht. Ab 1929 fand daher jährlich das „Holsteiner Rosenfest“ statt,
eine vom „Fremdenverkehrsverein Pinneberg-Rellingen und Umgegend e.V.“
initiierte Rosenschau, auf der die Neuzüchtungen und die bewährten Sorten gezeigt
wurden.
Mit Rosen verzierter Festwagen
vor dem Pinneberger Rathaus
Das Ganze hatte einen Volksfestcharakter für Pinneberg und Rellingen. Besucher
aus ganz Deutschland und Skandinavien ließen sich anlocken. An einem
Wochenende kamen bis zu 50.000 Menschen. Das war eine logistische
Meisterleistung, denn die kleine Stadt Pinneberg hatte vor dem Zweiten Weltkrieg
nur 9.000 Einwohner.
Aber was ist schon eine zweitägige Rosenschau, während der es ja lediglich
Momentaufnahmen geben kann. Ein Schaugarten musste her, eine dauerhafte
Ausstellungsfläche, auf der über die gesamte Vegetationsperiode die Rosen gezeigt
werden konnten. Massenwirkung, Farbenspiel und Widerstandsfähigkeit sollten vor
Ort überprüfbar sein.
Der Pinneberger Rosengarten war geboren, nachdem ein geeignetes zentrales
Grundstück gefunden worden war. Kein geringerer als der große Rosenzüchter und
Rosenanbauer Gustav Strobel war es, der zusammen mit dem renommierten
Architekten Klaus Groth 1931 einen ersten Entwurf für den Rosengarten und eine
Ausstellungshalle vorlegten. 1934 bekam Carl Bradfisch, Gartenbauinspektor in
Hamburg, den Auftrag für einen Gestaltungs- und Bepflanzungsplan für den ersten
Rosengarten Pinneberg.
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