Die Geschichte des Pinneberger Rosengartens (Fortsetzung)
Eine gartenhistorische Betrachtung von Joachim Malecki
Plan des Rosengartens
von Carl Bradfisch
Es sollte sich bald herausstellen, was für ein Glücksfall dieser Gartenarchitekt für das
Entstehen des Rosengartens war. Sein Bericht über die Gestaltungsidee stellt ein
Kabinettstück hoher Gartenkunst dar. Carl Bradfisch überließ nichts dem Zufall.
Dieser Schaugarten sollte ein Gesamtkunstwerk werden, in dem die dominierenden
architektonischen Elemente eine harmonische Verbindung mit den gestalteten
Gartenräumen eingehen sollten. Die Ausstattung mit der „Großen Pergola“, zunächst
als Ersatz für die noch fehlende Ausstellungshalle gedacht, die Lauben und hohen
Schlingrosenstelen sowie die Sitzbänke, alles im feinsten Art-Deco-Stil der
Endzwanziger entworfen, waren mehr als nur Gartenmöbel. Sie sollten Ausdruck
sich gegenseitig ergänzender Gestaltungselemente sein. Bradfisch distanzierte sich
mit dieser Sichtweise von dem größten Teil seiner Berufskollegen, die sich einen
jahrzehntelangen Streit mit den Hochbauarchitekten über die Frage leisteten, wer
denn für die Gestaltung der Freiräume zuständig sei.
1935 wurde der erste Pinneberger Rosengarten seiner Bestimmung übergeben. Er
konnte seinen Zweck, Schaugarten für das Produkt „Rose“ und Stadtpark für die
Bevölkerung zu sein, nur ganze sechs Jahre erfüllen. In dieser Zeit wuchs das
Rosensortiment zu einer stattlichen Größe heran.
Terrasse mit Pergola am Waldrand
Bereits 1941 wurde die gesamte Anlage bis auf wenige Reste geschliffen und für die
sogenannte Volksernährung kinderreichen Familien zum Gemüseanbau zur
Verfügung gestellt. Erst 1949 plante der Hamburgische Garten- und
Landschaftsarchitekt Gustav Osbahr den zweiten Pinneberger Rosengarten. Anlass
war das 75jährige Stadtjubiläum Pinnebergs. Die schlimmen Kriegs- und
Nachkriegsjahre waren weitgehend überstanden. Der neue Rosengarten hatte nun
nicht mehr die Aufgabe eines Schaugartens, sondern sollte der neue Stadtpark für
Pinneberg werden.
Osbahr entwarf auf der Basis der historischen Achsenräume eine Parklandschaft im
polygonalen Stil der fünfziger Jahre. Der Schwerpunkt lag weiterhin in den
Rosenpflanzungen, Frühjahrsblüher und Stauden sollten die Rosen begleiten.
Von der Möblierung des ersten Rosengartens war nichts übrig geblieben. Sie diente
in den ersten Nachkriegsjahren der Bevölkerung als Brennholz. Osbahr musste mit
billigen Fichtenhölzern auskommen, die bis heute die einstige Pracht des Art-Deco
nur unzulänglich ersetzen.
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